„ausgerechnet die uckermark!“

Ein in Gespräch mit Stefan Zielonkowski, Architekt und Hausherr des Birkenhofs

Stefan, du hast lange in Berlin gewohnt. Wie bist du auf die Idee gekommen, die hektische Hauptstadt zu verlassen und hier in Petershagen den Birkenhof auf- und auszubauen?

Ich bin zwar in der Großstadt aufgewachsen, aber eigentlich war es immer ein Kindheitstraum von mir, einen richtigen Bauernhof zu bewirtschaften. Anfang der 2000er Jahre nahm die Idee dann Gestalt an und ich habe mich in Brandenburg auf die Suche nach einem passenden Objekt gemacht.


Du bist der Hausherr und Architekt, was hat dich auf
dieser Suche geleitet, was sollte „Dein Hof“ haben?

Zuerst einmal sollte der Hof nicht zu weit von Berlin entfernt liegen und vor allem auch bequem ohne Auto zu erreichen sein. Schließlich wollte ich hier immer auch Gäste empfangen und schon damals war es unter unseren Berliner Freunden üblich, kein Auto zu be- sitzen. Und die Bausubstanz sollte nicht zu schlecht sein, wobei mir als Architekt „nicht einsturzgefährdet“ eigentlich schon genügt hätte. Außerdem standen Badeseen und Wälder auf meinem Wunschzettel.

Wie bist du dann gerade hier in der Uckermark gelandet?

Einige Monate lang bin ich mit Immobilienangeboten unter dem Arm durch Brandenburg gereist und irgend- wann fand ich dann den Birkenhof – und der lag in der Uckermark! Ich hatte erstmal keine Ahnung von der Gegend, war noch nie da gewesen und hatte keine Vorstellung, wie es dort aussieht.

Kannst du dich an den Tag erinnern, als du das erste
Mal hierher gekommen bist?

Das weiß ich noch ganz genau! Das war im Sommer 2011. Ich kam mit dem Zug aus Berlin über Angermünde. Auf den letzten Kilometern schaukelte der Wagen auf den alten Gleisen langsam durch Wiesen und Wälder. Aus dem Fenster konnte ich Rehe und Füchse beobachten. Ich war sofort fasziniert von der fast schon wilden Natur links und rechts der Bahnstrecke, vom endlosen Himmel und der weiten Landschaft.

In Petershagen angekommen hat mich gleich ein Storch begrüßt, der am Bahnhof über die Wiese stelzte – so nah war ich als Stadtkind einem Storch noch nie gekommen. Die Geschichte mit dem Storch war für mich so prägend, da war es schnell klar, dass der Hof genau das war, was ich die ganze Zeit gesucht habe.

Wie bist du auf die Idee gekommen an Feriengäste zu vermieten. War das so geplant

Anfang der 2000er habe ich in Berlin Friedrichshain auf der Frankfurter Allee eine Bar betrieben, die hatte den treffenden Namen Sanatorium23. Sanatorium daher, da die Stalinbauten, in der sich die Bar befand, mit den Kacheln und der breiten Promenade davor so einen gewissen Look hatten, eben wie ein Sanatorium in einem Kurort, also wie ein Platz zum Erholen. Über der Bar habe ich schon damals zwei große Ferienwohnungen vermietet, was damals sehr gut angenommen worden ist. Die Bar habe ich dann um 2010 verkauft, was so ziemlich zeitgleich mit dem Kauf das Bauernhauses zusammenfiel. Da der Hof für mich alleine viel zu groß ist, war schnell klar, dass ich ein Nutzungskonzept benötige, damit das alles auch finanzierbar ist. Da lag die Ferienhausvermietung nahe, damit kannte ich mich ja schon gut aus.

Fällt es dir nicht schwer, die schön hergerichteten Häuser an Urlauber zu vermieten?

Natürlich war ich erst skeptisch, das frisch renovierte Haus Feriengästen zu überlassen, auch wenn es nur für eine Weile ist. Aber ich bin immer wieder überrascht, was für tolle und interessante Menschen kommen! Man könnte sagen, dass man mit allen Gästen auch privat befreundet sein könnte – mit einigen hat sich sogar eine Freundschaft entwickelt. Aber natürlich entsteht nur so viel Nähe, wie gewünscht wird.

Vom “Steinernen Berlin” auf einen alten Bauernhof war es ein großer Schritt. In welchem Zustand hast du damals den Hof vorgefunden?

Der Birkenhof war zu dieser Zeit verwildert aber nicht verwahrlost. Hinter den Holunderbüschen konnte man den Garten gar nicht mehr erkennen. Sofort zu erkennen war die große Feldsteinscheune, die alten Stallungen für Schweine und Kühe, hier die Hühner, dort die alte Dreschmaschine – alles war noch da. Ich hatte einen der wenigen noch komplett erhaltenen Dreiseitenhöfe gefunden. Er schlief nur und konnte geweckt werden!
Zugegeben, das Wohnhaus war kein schöner Anblick: komplett von braunem Rauputz und mehreren zweifelhaften Anbauten verunstaltet. Aber spätestens als ich unter dem abgeblätterten Putz das Feldgestein entdeckt hatte, war mir klar, dass ich diesen Hof wieder mit Leben erfüllen möchte. Die Landschaft und der alte Hof hatten mich ergriffen und eine Art Heimatgefühl geweckt, obwohl ich noch nie hier gewesen war. So hat damals mein Abenteuer Uckermark begonnen.